Präsentation Projekt 4, Teiluntersuchung 2 – 2020-08-24

Grundlegendes Ziel des Projektes 4 ist die wissenssoziologische Untersuchung des Resilienzkonzeptes in der Sicherheitspolitik und Terrorismusbekämpfung in der Bundesrepublik Deutschland. Durchgeführt wird zu diesem Zwecke eine Analyse der Deutungsmuster, die den im Zusammenhang mit identifizierten Bedrohungen und Vulnerabilitäten konzipierten Problemstrukturen bzw. Resilienzdimensionen und -modi im Sinne der Resilienzheuristiken der FOR unterliegen. Die Analyse des politisch-professionellen Diskurses in Teiluntersuchung 1 flankierend, widmet sich Teiluntersuchung 2 dem öffentlich-medialen Diskurs in der Bundesrepublik Deutschland. Leitend ist dabei die These, dass die wachsende Prominenz von Resilienz im sicherheitspolitischen Bereich einer gewandelten Deutung von Gesellschaft, Bedrohungslage, staatlich-politischer Handlungsfähigkeit und Kontingenz geschuldet ist, die dieses Konzept zu einem adäquaten Mittel der Wiederherstellung von Handlungsfähigkeit und Schadensbegrenzung werden lassen. Zum Zwecke der sachlichen Fixierung des Untersuchungsfeldes wird erstens das Feld der Sicherheitspolitik durch die Verschränkung eines induktiven und eines deduktiven Vorgehens abgesteckt, das sich sowohl auf die Aussagen der Sprecher im empirischen Material als auch den wissenschaftlichen Forschungsstand zum Thema Sicherheit und Terrorismus stützt. Zweitens wird mit Bezug auf wissenssoziologische, diskurstheoretische und medienwissenschaftliche Literatur geklärt, wodurch sich der öffentlich-mediale Diskurs auszeichnet und wo seine Grenzen sind. Kategorisch aufbereitet wird das größtenteils aus Zeitungsartikeln bestehende empirische Material durch die Erstellung einer Kartographie, die insbesondere die resilienzanalytischen Konturen aufnimmt. Sie umfasst Beiträge aus dem Zeitraum 2001 bis 2020, die Resilienz v.a. im Kontext von Kritischen Infrastrukturen, Cyber-Angriffen, Terroranschlägen, Zivilschutz und Bündnispolitik verhandeln. Im Zuge der Durchdringung des derart systematisierten Materialkorpus wird das Spektrum der Ausprägungen von Resilienzdimensionen und -modi aufgedeckt. Dieses Vorgehen leitet die Selektion von Texten oder Textpassagen für die sequenzanalytische Interpretation im Sinne der Objektiven Hermeneutik, mit deren Hilfe die im Material versammelten, resilienzbezogenen Deutungen rekonstruiert werden. Aus der bisherigen Arbeit mit den Produkten des öffentlich-medialen Diskurses geht hervor, dass insbesondere Deutungen zeitgenössischer, demokratischer Gesellschaften im Zeichen von Vernetzung, Interdependenz, Komplexität und Offenheit eine Vorstellung von Vulnerabilität produzieren, die eine verstärkte preparedness der Bevölkerung und bouncebackability kritischer Systeme fordern. Flankiert wird dies von einer Zukunftsperspektive und Skizzierung der Bedrohungslandschaft, die davon ausgeht, dass es unabdingbar zu nicht vorhersehbaren, überraschenden Schadensereignissen kommen wird und Resilienzmaßnahmen somit eine rationale Antwort auf diese Lagedefinition darstellen.

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