Project 2 „Resilience in Southern Italy under the early Anjou Regime (1266–1309)“

This project investigates modes of coping, adaptation, and transformation in a central contact and exchange region of the Mediterranean world while adopting a socio-economic and socio-political perspective. In contrast to Central and Upper Italy, the lands of the Regnum Siciliae and later Kingdom of Naples were marked  by Greek and Muslim cultural influences and by the dominance of central governance established in the Norman and Staufen periods. From the mid-thirteenth century on, however, the region suffered convulsive  political upheavals and disruptions. Frederick II’s death ushered in a phase of destabilization in Southern Italy. Following the demise of the Staufen and the rise of King Charles I of Anjou, twenty years of conflict between the Angevin and Aragonese houses led to the division of the Regno into separate kingdoms on Sicily and on the mainland. These events brought about the devastation of large areas, serious food crises, and convulsive social change – the old elites fled the country, groups lacking in resources (for example religious minorities) became vulnerable and new social groups arrived.

In two funding periods, this project will investigate the ensuing coping and adaptation efforts on the mainland kingdom. During the first, we will analyse the manifold measures taken by the Angevin rulers in the economic sector and their effects. Our special focus will be placed, on the one hand, on state governance, i.e., new strategies and forms of economic enterprise in agriculture, forest management, and mining, aimed at compensating the loss of production areas (on Sicily), consumer markets, and sources of supply (in Northern Africa), but also of harvest failures and food crises. On the other hand, consideration will be given to the rise of new trade relations with Southern France and the Dalmatian coast, and to processes of transfer and their agents in connection with the new approaches in measures in economic policy . Groups of experts, specially recruited from the Franco-Provencal cultural sphere, appear as an important resource for resilience.

In the second funding period we will investigate towns and cities as spaces of resilience, concentrating on the modes of political participation in reaction to political, social, and economic disruption. In both funding periods the side effects of hierarchical regulation and self-governance will also be analysed, in order to enrich the debate on the long-term causes of the ‘Mezzogiorno problem’ with findings from resilience research.

Projekt 2 „Resilienz in Süditalien unter den frühen Anjouherrschern (1266–1309)“

Das Projekt untersucht in sozio-ökonomischer und sozio-politischer Perspektive Modi von Bewältigung, Anpassung und Transformation in einer zentralen Kontakt- und Austauschregion des Mittelmeerraumes. Die Landschaften des Regnum Siciliae und späteren Königreichs Neapel sind in deutlicher Abgrenzung zu Zentral- und Oberitalien bis in die Untersuchungszeit hinein von griechischen und muslimischen Kultureinflüssen sowie durch den Aufbau einer dominanten Zentralherrschaft in der normannisch-staufischen Epoche geprägt gewesen. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts kam es hier jedoch zu folgenreichen politischen Erschütterungen und Umbrüchen: Mit dem Tod Friedrichs II. setzte eine Phase der Destabilisierung Süditaliens ein, die nach der Etablierung König Karls I. von Anjou und dem Untergang der Stauferdynastie ihre Fortsetzung in den Auseinandersetzungen zwischen Angiovinen und Aragonesen fand. Letztere führten schließlich 1302 nach zwanzigjähriger Dauer zur Teilung des Regnum in ein Insel- und ein Festlandkönigreich. Diese Ereignisse gingen einher mit der militärischen Verwüstung ganzer Landstriche, schweren Versorgungskrisen und umwälzenden gesellschaftlichen Veränderungen nicht zuletzt durch die Flucht alter Eliten, die Gefährdung ressourcenarmer Akteursgruppen (z.B. religiöser Minderheiten) und den Zuzug neuer Personenverbände.

Das auf zwei Förderperioden angelegte Projekt geht den auf diese Umbrüche reagierenden Anpassungsleistungen im Festlandkönigreich nach. In der ersten Förderperiode werden die zahlreichen durch die angiovinischen Herrscher initiierten Maßnahmen auf dem wirtschaftlichen Sektor und ihre Auswirkungen analysiert. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei einerseits Praktiken staatlicher Lenkung – jenen Strategien und Formen neuer ökonomischer Schwerpunktsetzungen (u.a. in der Land- und Waldwirtschaft sowie im Montanwesen), die das Wegbrechen von Produktionsräumen (auf Sizilien), Absatzmärkten und Bezugsquellen (in Nordafrika), aber auch die nun gehäuft auftretenden Missernten und Versorgungskrisen kompensieren sollten. Dabei gilt unser Augenmerk auch dem Ausbau neuer Handelsbeziehungen mit Südfrankreich und der dalmatischen Küste. Andererseits geraten Transferprozesse und ihre Akteure bei der Neuausrichtung herrschaftlich gesteuerter Wirtschaftspolitik in den Blick. In diesem Kontext fungierten nicht zuletzt gezielt angeworbene Expertengruppen aus dem franko-provenzalischen Kulturraum als wichtige Resilienzressource.

In einer zweiten Förderperiode werden Städte als Räume von Resilienz untersucht, wobei insbesondere die Modi politischer Partizipation als Reaktion auf die herrschaftlichen, gesellschaftlichen und ökonomischen Umwälzungen herausgearbeitet werden. Durchgängig wird das Projekt auch die Nebenfolgen von hierarchischer Steuerung und Selbstregulierung analysieren und somit Erkenntnisse der Resilienzforschung in die Debatten über die Ursachen des „Mezzogiorno-Problems“ einbringen.

 

Vorträge der Projektbeteiligten

  • Krüger, Janina: „Die Wirtschaftspolitik der frühen Anjouherrscher in Süditalien (1266–1309)“, Oberseminar ‚Neue Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte‘, Köln, 10.01.2017
  • Krüger, Janina: „Die Erschließung von Silberminen in Kalabrien. Ein Beispiel gezielt staatlicher Eingriffe Karls I. von Anjou auf dem ökonomischen Sektor (1266–1282)“, Kolloquium ‚PROMT-Studiengang der Universität Trier‘, Trier, 08.02.2017
  • Krüger, Janina: „Resilienz in Süditalien. Wirtschaftspolitische Handlungsmaßnahmen der frühen Anjouherrscher bei ‚Natur‘katastrophen“, Workshop ‚Katastrophen im Spannungsfeld von Kultur, Umwelt und Technik: Hitze, Hunger, Durst – Dürrekatastrophen im mediterranen Raum‘, Ladenburg, 03.03.2017
  • Krüger, Janina: „Wirtschaftspolitische Maßnahmen im Königreich Sizilien unter Karl I. und Karl II. von Anjou“, Veranda-Gespräch, Rom, 29.05.2017
  • Clemens, Lukas: „Das Mit-, Neben- und Nacheinander zweier Kulturen. Christen und Muslime in Süditalien im Mittelalter“, Gemeinsames Symposium der Universität und der Theologischen Fakultät Trier, 06.02.2018
  • Krüger, Janina: „Resilienz in Süditalien am Beispiel wirtschaftspolitischer Maßnahmen Karls I. von Anjou in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts“, Doktoranden-Workshop ‚Nachhaltigkeit vor 1900 – auf der Suche nach Antworten auf gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen‘, Göttingen, 01.03.2018
  • Krüger, Janina: „Resilienz in Süditalien am Beispiel ausgewählter Wirtschaftsfelder der frühen Anjou“, Veranda-Gespräch, Rom, 08.03.2018
  • Clemens, Lukas: “Resources and Strategies of New Rulers: Early Angevin Rule in Southern Italy”, Conference Strategies, Dispositions and Resources of Social Resilience. A Dialog between Medieval Studies and Sociology, Trier, 15.03.2018
  • Krüger, Janina: „Die Bedeutung von Salz im Wirtschaftswesen der ersten Anjouherrscher im Königreich Sizilien“, Arbeitskreis Mittelalterliche Geschichte an der Universität Trier, 16.06.2018
  • Clemens, Lukas: „Christen und Muslime in der Capitanata. Archäologische Beobachtungen“, Abschiedskolloquium für Michael Matheus, Mainz, 18.10.2018
  • Clemens, Lukas: „Begrüßung und Einführung. Vorstellung des Theoriekonzepts der Resilienz“, Internationale Konferenz, Beharrung und Innovation unter den frühen angiovinischen Herrschern im 13. und 14. Jahrhundert. Persistenza e innovazione nell’Italia meridionale sotto le dinastie angioine del Duecento e Trecento‘, Trier, 08.11.2018
  • Krüger, Janina: „Resilienzstrategien und -ressourcen. Die kalabrische Montanwirtschaft unter den ersten angiovinischen Königen“, Internationale Konferenz, Beharrung und Innovation unter den frühen angiovinischen Herrschern im 13. und 14. Jahrhundert. Persistenza e innovazione nell’Italia meridionale sotto le dinastie angioine del Duecento e Trecento‘, Trier, 09.11.2018
  • Clemens, Lukas: „Migration als herrschaftliche Resilienzstrategie in Süditalien während des 13. Jahrhunderts“, Workshop Coping Practices in Mainz, 22.11.2018 

 

Projektbezogene Publikationen

  • Clemens, Lukas u.a. (2008): Christen und Muslime in der Capitanata im 13. Jahrhundert. Eine Projektskizze. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 88, S. 82–118.
  • Clemens, Lukas u.a. (2012): Musulmani e Provenzali in Capitanata nel XIII secolo. I primi risultati di un progetto internazionale e interdisciplinare. In: Federico II e i cavalieri teutonici in Capitanata: recenti ricerche storiche e archeologiche. Atti del Convegno internazionale (Foggia – Lucera – Pietramontecorvino, 10–13 giugno 2009), hg. v. Pasquale Favia u.a. Galatina, S. 369–404.
  • Clemens, Lukas (2013): Bischöfe und Juden in Süditalien während des 11. bis 13. Jahrhunderts. In: Trier – Mainz – Rom. Stationen, Wirkungsfelder, Netzwerke. Festschrift für Michael Matheus zum 60. Geburtstag, hg. v. Anna Esposito u.a. Regensburg, S. 201–215.
  • Clemens, Lukas u.a. (2014): Bauforschungen am mittelalterlichen Wohnturm von Tertiveri (Prov. Foggia) in Apulien. In: Festschrift für Jeannot Metzler zum 65. Geburtstag, hg. v. Foni Le Brun. Luxemburg, S. 639–661.
  • Clemens, Lukas u.a. (2015): Bischofsitz und muslimische Adelsresidenz. In: Archäologie in Deutschland 2015/4, S. 54–57.
  • Clemens, Lukas u.a. (2016): An Architectural Survey of the Medieval Residential Tower at Tertiveri (Foggia Province, Apulia). In: Château Gaillard 27, S. 91–98.
  • Clemens, Lukas u.a. (2018a): Troia und Tertiveri – Transformationen byzantinischer Bischofsitze in Süditalien. In: Menschen, Bilder, Sprache, Dinge. Wege der Kommunikation zwischen Byzanz und dem Westen 2: Menschen und Worte (Byzanz zwischen Orient und Okzident 9,2), hg. v. Falko Daim u.a. Mainz, S. 225–234.
  • Clemens, Lukas u.a. (Hg.) (2018b): Christen und Muslime in der Capitanta im 13, Jahrhundert. Archäologie und Geschichte (Interdisziplinärer Dialog zwischen Archäologie und Geschichte 4), Trier.
  • Clemens, Lukas u.a. (2018c): Eine Bischofsgruft aus Tertiveri (Prov. Foggia). In: Christen und Muslime in der Capitanata im 13. Jahrhundert. Archäologie und Geschichte (Interdisziplinärer Dialog zwischen Archäologie und Geschichte 4), hg. v. Lukas Clemens u.a., Trier, S. 259–274.

 

Projektbezogene Tagungen

08.–10.11.2018 „Beharrung und Innovation in Süditalien unter den frühen angiovinischen Herrschern im 13. und 14. Jahrhundert – Persistenza e innovazione nell’Italia meridionale sotto le dinastie angioine del Duecento e del Trecento“, Trier